Prägende Gebäude des Stadtteils Singen Friedingen

Auf dieser Seite sind Bilder und Geschichten der prägenden Gebäude des Dorfbildes des Stadtteils Singen Friedingen aufgeführt.

Postkarte Friedingen
Postkarte von Friedingen aus dem Jahre 1885 | Nachträglich koloriert von Josef Riederer im Jahre 2008

Die Kirche St. Leodegar

Die Friedinger Kirche St. Leodegar befindet sich neben dem Rathaus im zentralen Dorfkern. Sie ist die älteste und gleichzeitig die einzige zweitürmige Kirche im Umkreis der Stadt Singen und in der Seelsorgeeinheit. Seitdem ihr Turm Ende des 13. Jahrhunderts erbaut wurde, durchlebte sie mehrfache Veränderungen der Bausubstanz. In der Zeit des frühen und hohen Mittelalters gibt es keine Quellen über das Aussehen der Kirche. Sie teilte in Schweizer-, Bauern- und 30jährigem Krieg das selbe Schicksal wie das Friedinger Schlössle und das Dorf und wurde immer wieder geplündert und teilweise zerstört.

 

Die Friedinger Pfarrkirche mit dem Kellhof
Pfarrkirche mit Pfarrhaus und Kellhof vor dem Abbruch | undatiert | Bild: Hildegard Unger | entnommen aus: "Kumm etz gommer z´lieht" Hohentwiel Verlag, erschienen 1990

Im Jahre 1728 entschied man, die Kirche bis auf den Turm abzureißen, um den ständigen, notdürftigen Reparaturen ein Ende zu setzen. Die neue Kirche mit barocker Inneneinrichtung blieb wesentlich bis ins 20. Jahrhundert in ihrem Zustand unverändert. Bei einem radikalen Umbau in den Jahren 1964/65 wurde ein komplett neuer Teil im Westen angesetzt und der Grundriss um 180 Grad gewendet. Die Kirche wurde somit um 10m verlängert und um 1,50m verbreitert. Durch diese Maßnahme wurden historische Teile abgebrochen und Deckengemälde sowie Grabmäler an der Aussenmauer zerstört. Historiker könnten dies im Nachhinein als „geschichtlichen“ Ausdruck der 60er Jahre – Mentalität interpretieren.

 

Die Kirche nach teilweisem Abbruch im Herbst 1964
Die Kirche während des teilweisen Abbruch im Herbst 1964 | Bild: Robert Gluck | entnommen aus: "Neuere Geschichte von Friedingen" von Alfred Hubenschmid, erschienen 1986
Pfarrhaus mit Kirche in Friedingen
Pfarrhaus mit Kirche um 1900 | Bild entnommen aus: "Friedingen - aus der Geschichte eines Hegaudorfs" von Gustav Graf, erschienen 1911
Friedinger Pfarrhaus mit Kirche im Jahr 2020
Pfarrhaus mit Kirche im Winter 2020 | Bild: Alexander Gramlich
Friedinger Wahrzeichen: Die Burg Hohenfriedingen wird auch Friedinger Schlössle genannt

Die Burg Friedingen

Die Burg Friedingen, auch Friedinger Schlössle gennant, ist die Gipfelburg des Friedinger Schlossbergs und bietet einen tollen Blick in die Landschaft des Hegau, des Bodensees und in die Alpen. Der Geschichte des Schlössles ist ein eigener Beitrag gewidmet.

Das Rathaus

Der Bau des Rathauses gegenüber der Kirche wurde im Jahre 1908 fertig gestellt. Im Erdgeschoss befand sich das Grundbuchzimmer, ein feuer- und einbruchssicherer Archivraum und eine Arrestzelle. Das Obergeschoß bot Platz für ein kleines Zimmer für den Bürgermeister sowie einen 68qm großen Bürgersaal. Im hinteren Teil befand sich bis zum Jahre 1926 das Feuerwehrdepot. Nach der Verlegung in das Keltereigebäude, wurde dort ein Notschlachtungsraum eingerichtet. 

 

Die Musikkapelle musste mit dem Bürgermeisterzimmer als Proberaum vorlieb nehmen  – der Bürgersaal wurde ihnen dafür verwehrt. 1934 wurde der Ortsarrest zu einem Zimmer für die Gemeindekasse ausgebaut und die Arrestzelle in einen Anbau hinter den Farrenstall verlegt. Bis Ende der 1950er Jahre übernachteten immer wieder Wohnsitzlose für eine Nacht darin: Sie wurden abends eingeschlossen und am kommenden Morgen wieder frei gelassen.

Das Friedinger Rathaus um 1900
Das Friedinger Rathaus um 1900 | Bild entnommen aus: "Friedingen - aus der Geschichte eines Hegaudorfs" von Gustav Graf, erschienen 1911

Vor dem Rathaus wurde Brennholz gelagert, das nach der Trocknung von den Schulkindern die enge Wendeltreppe hoch in den Speicher getragen werden musste. Auch der Platz hinter dem Rathaus war alles andere als ein schöner Anblick: Er war zum Teil versumpft und mit Müllhaufen bedeckt. In den Jahren 1949/50 baute die Gemeinde den halben Speicher zu einer Wohnung mit zwei Zimmern und Küche aus, die bis Ende Februar 1951 von zwei Ostzonenflüchtlingsfamilien mit insgesamt sieben Personen bewohnt wurde. Danach zog eine einheimische Familie aus Friedingen ein, die bis Ende 1966 dort blieb. 

 

Das Rathaus dient seit der Eingemeindung der Verwaltungsstelle Singen Friedingen vertreten durch Ortsvorsteher Roland Mayer und dem Ortschaftsrat.

Der Pfingstputz Umzug am Rathaus Friedingen
Der "Pfingstputz" - Umzug. Rechts das Rathaus und die Gaststätte Löwen | ca. 1950 | Bild: Rupert Fendrich
Friedinger Rathaus mit der Gaststätte Löwen im Jahre 1960
Rathaus mit der Gaststätte "Löwen" (links) im Jahre 1960 | Bild: Johann Rauch | entnommen aus: "Neuere Geschichte von Friedingen" von Alfred Hubenschmid, erschienen 1986
Rathaus in Friedingen im jähre 2020
Friedinger Rathaus im Jahre 2020 | Bild: Alexander Gramlich

Die Sebastianskapelle

Die Sebastianskapelle ist das zweite sakrale Gebäude in Singen Friedingen und steht an der Einmündung zur Schlossbergstrasse, die zum Friedinger Schlössle führt. Historisch gibt es hierzu keine Aufzeichnungen. Zurückzuführen auf den Namenspatron wird vermutet, das die Erkrankten aus dem Leprosenhaus dort ihr Essen bekamen.

Sebastianskapelle im Winter um 1900 | Bild entnommen aus: "Friedingen - aus der Geschichte eines Hegaudorfs" von Gustav Graf, erschienen 1911
Die Sebastianskapelle im Winter 2020
Sebastianskapelle im Winter 2020 | Bild: Alexander Gramlich

Das Leprosenhaus

Das Leprosenhaus, umgangssprachlich auch „Siechenhaus“ (Seuchenhaus) gennant, soll einmal in der heutigen Schlossbergstrasse in der Nähe der Sebastianskapelle gestanden haben. Neuzeitliche Grabarbeiten brachten dort menschliche Knochen zum Vorschein, die auf einen Seuchenfriedhof zurückzuführen sein könnten. Im Jahre 1623 wird das Friedinger Siechenhaus in einem Testament erwähnt. 

 

Das Haus, das ab dem 19. Jahrhundert als Siechenhaus bezeichnet wird, liegt derzeit immer noch einsam am nördlichen Waldrand des Schloßberges und ist von der Autobahnbrücke Richtung Mäiershöfe / Steisslingen einzusehen. Es soll im Jahre 1720 erbaut worden sein. Es dient heute als Wohnaus und erfüllt seines ursprünglichen Zweck schon seit 200 Jahren nicht mehr.

Leprosenhaus um 1900
Leprosenhaus um 1900 | Bild entnommen aus: "Friedingen - aus der Geschichte eines Hegaudorfs" von Gustav Graf, erschienen 1911
Das Leprosenhaus, auch Siechenhaus gennant, in Friedingen
Das Leprosenhaus am Fuße des Schlossbergs heute

Literaturnachweise

Friedingen – Aus der Geschichte eines Hegaudorfes
von Gustav Graf, erschienen 1911

 

Neuere Geschichte von Friedingen
(19. u. 20. Jahrhundert)

von Alfred Hubenschmid, erschienen 1986

 

Neuere Geschichte von Friedingen
(19. u. 20. Jahrhundert) Nachtrag

von Alfred Hubenschmid, erschienen 1987

 

Kumm etz gommer z´lieht – Beiträge zur Friedinger Geschichte
Hohentwiel Verlag, erschienen 1990

Hinweis
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