Als Napoleon seinen Russlandfeldzug 1812 begann, befanden sich im badischen Truppencorps auch Friedinger Bürger: Thomas Bader, Georg Spiry, Daniel Stöckle und die beiden Söhne des damaligen Lehrers Klemens Hesse. Nach dem zunächst siegreichen Feldzug nach Moskau zog sich Napoleon angesichts des nahenden Winters ohne ein Friedensangebot des Zaren zurück. Von dem 6000 Mann starken badischen Kontinent kehrten u.a. aufgrund der mangelnden Versorgung für einen Winterfeldzug, nur wenige Hundert zurück. Als einziger Friedinger schaffte es Daniel Stöckle zurück in die Heimat.
Im Februar 1848 ruft Frankreich nach schweren Unruhen die 2. Republik aus. Das Streben nach einer Regierung von gewählten Volksvertretern, die Aufhebung aller Privilegien, die Trennung von Kirche und Staat, die Beteiligung von Arbeitern am Gewinn einer Firma und viele weitere Ideen und Visionen finden in Baden mit Friedrich Hecker einen Anführer dieser Bewegung.
Auch in Friedingen werden diese Ideen insbesondere von Bürgern mit liberaler Einstellung aufgenommen. Bürgermeister Johann Mayer, Dekan Jll und Lehrer Häußler gehören nicht dazu. Als Freischärler aus Aach und Volkertshausen nach Friedingen kommen, um für die Revolution zu werben, versagt ihnen der Bürgermeister die Unterstützung. Daraufhin schiessen sie auf sein Haus und setzen ihn ab. In der kurz zuvor abgehaltenen Gemeindeversammlung ergeht der Beschluss, 50 Gewehre, 50 Pfund Pulver und 2 Zentner Blei zu kaufen, um damit die Bürger zu bewaffnen. Sie sollen sich gegen die, in Fankreich gegründete, „deutsche Legion“ zur Wehr setzen können.
Am 9. April 1848 haben sich alle waffenfähigen Männer im Alter von 20 – 30 Jahren in Radolfzell einzufinden. Am 16. April zieht eine Abordnung von ca. 40 Friedingern gemeinsam mit dem Siegener Aufgebot gegen Hilzingen bis Tengen. Am Tag darauf erreichen sie St. Blasien. Am dritten Tag erschwert knietiefer Schnee den Vormarsch.
Derweil werden die Freischärler unter Heckers Führung von den besser ausgerüsteten und ausgebildeten Regierungstruppen bei Kandern geschlagen und versuchen daraufhin sich mit dem restlichen Aufgebot unweit von Freiburg zu vereinigen.
Als es hier zu den ersten Kampfhandlungen kommt, ruft der Hauptmann der Singener und Friedinger Freischärler zum Rückzug. Die meisten folgen dem Befehl ihres Hauptmanns und eilen heimwärts. Die Friedinger finden in ihrem Dorf allerdings schon eine Kompanie bayrischer Truppen vor. Nach deren Abzug folgen zwei Kompanien eines hessischen Regiments, diesen folgten zu Weihnachten 1848 württembergische Reiter. Durch diese Einquartierungen wird Friedingen stark belastet und muss für das Futter der Pferde und die Verköstigung von 140 Infanteristen im Mai 1850 einen Kredit aufnehmen.
Auch nach dem Abzug der Regierungstruppen kommt Friedingen mit drei erfolglosen Wahlgängen bei den Bürgermeisterwahlen 1853 nicht zur Ruhe. Daraufhin ernennt die Seekreisregierung Gemeinderechner Philipp Schmal Anfang 1854 zum Ortsvorstand für die Dauer von 3 Jahren. Bereits ein Jahr später allerdings, wird Gemeinderat Mathias Mayer zum Bürgermeister gewählt. Von der radikalen Partei hört man nichts mehr. Ein Grund dafür könnte sein, das ihr Versammlungslokal, der „Adler“, eine Zeitlang geschlossen wurde.
Am „Großen Krieg“ nehmen 19 Friedinger Bürger teil, die bei der Schlacht um Weißenburg und zur Belagerung von Strassburg eingesetzt werden. Alle kehren im Laufe des ersten Halbjahres 1871 wieder zurück, nachdem im Januar des selben Jahres Paris gefallen war. Ihnen wird ein festlicher Empfang bereitet. Unter anderem werden sie im Gasthaus „zum Löwen“ auf Kosten der Gemeinde bewirtet.
Im Ersten Weltkrieg kämpften 110 Männer aus Friedingen an den Fronten. Davon fielen 25, alle im Ausland. 6 Kriegsteilnehmer kamen in englische und 5 in französische Kriegsgefangenschaft, die jedoch nicht lange andauerte. Die letzten Soldaten kehrten im Frühjahr 1920 aus Frankreich zurück.
Im Zweiten Weltkrieg wurden über die Kriegsjahre hinweg 140 Männer aus Friedingen zum Dienst an der Waffe eingezogen. Ein kleiner Teil davon wurde nach der kurzen Ausbildung wieder entlassen, da sie in einem, für die Rüstungsindustrie relevanten, Industriebetrieb arbeiteten. Von 1941 – 1945 ließen 24 Männer ihr Leben auf den Schlachtfeldern, 83 gerieten in Kriegsgefangenschaft, 3 starben nachträglich an den Folgen einer Kriegsverletzung und 13 Personen gelten als vermisst. Der letzter einheimische Heimkehrer kehrte im Dezember 1949 aus polnischer Gefangenschaft zurück.
Literaturnachweise
Friedingen – Aus der Geschichte eines Hegaudorfes
von Gustav Graf, erschienen 1911
Neuere Geschichte von Friedingen
(19. u. 20. Jahrhundert)
von Alfred Hubenschmid, erschienen 1986
Neuere Geschichte von Friedingen
(19. u. 20. Jahrhundert) Nachtrag
von Alfred Hubenschmid, erschienen 1987
Kumm etz gommer z´lieht – Beiträge zur Friedinger Geschichte
Hohentwiel Verlag, erschienen 1990
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