Die Burg Friedingen, auch als Friedinger Schlössle oder Burg Hohenfriedingen bezeichnet, ist eine Ritterburg im Hegau. Sie wurde auf einem Nagelfluh – Felsen in 543m Höhe errichtet und ist damit eine der am niedrigsten erbauten Burgen des Hegaus.
Heute erinnert die zwischen 6 – 8 Meter hohe und durchgängige Mauer, die den Burginnenraum in einem unregelmäßigen Vieleck umschließt, an ihre Geschichte. Die Burgmauer wurde vor der Zeit der Feuergeschütze errichtet. Sie zeichnet sich durch ihre Höhe aus, ist aber nur von geringer Dicke.
Die offen zugängliche und nicht mehr ummauerte Spitze des Plateaus bietet einen tollen Blick auf die Stadt Radolfzell und einen Teil des Bodensees (den Untersee). Bei guter Wetterlage sind auch die Alpen zu sehen. Das Friedinger Schlössle ist derzeit an einen Veranstaltungsservice verpachtet. Der Innenraum ist nicht frei zugänglich.
Vermutlich errichten die Römer im Zuge des Baus der Römerstraße einen Wartturm (eine Signalstation) auf dem Schloßberg und bepflanzen den Südhang mit Reben.
Nach fortschreitenden Stellungskämpfen treiben die Alamannen die Römer an den Rhein zurück und zerstören die zurück gelassenen Befestigungen und Liegenschaften.
Im Jahre 2019 legen Archäologen im Zuge eines Hausbaus in der Schlossbergstrasse in Friedingen 49 Grabgruben frei. Gut erhaltene Skelettreste von 60 Frauen, Männern und Kindern werden geborgen. Es wird vermutet, dass die Verstorbenen zu Lebzeiten Teil der ersten Siedlergenerationen mit vereinzelten, hölzernen Bauernhäuser waren.
Die Adelsfamilie der Friedinger erbaut die Burg Hohenfriedingen um 1170/80. Anschließend errichten sie die Burg Hohenkrähen.
Heinrich von Friedingen wird das Vogtrecht über die Marktsiedlung Radolfzell übertragen. Dies räumt den Friedingern bis ins Jahr 1260 eine fast uneingeschränkte Herrschaft über die Stadt am Untersee ein.
Habsburg erhält die Vogteirechte über Radolfzell. Damit gehen die Herrschaft Friedingen, Dorf und Burg an Österreich über. Damit sind auch die Friedinger, bisher Lehnsleute der Reichenau, habsburgisch.
Ein Streit zwischen Peter von Hewen und Hans IV. von Friedingen führt zu einer Belagerung der Burg Hohenfriedingen durch Peter von Hewen und seinem Gefolge. Es kommt aber nicht zu einem militärischen Zerwürfnis.
Die durch Erbstreitigkeiten, Fehden und Schulden arg heruntergekommenen Adligen von Friedingen, verkaufen den größten Teil der Burg und des Dorfes an die Herren von Bodman.
Im Schweizer Krieg werden die Dörfer im Hegau durch die Schweizer verwüstet. Die Burg wird geplündert und in Brand gesteckt. Der Innenausbau wird Raub der Flammen. Die Mauern jedoch bleiben stehen und ermöglichen einen schnellen Wiederaufbau.
Die Herren von Bodman verkaufen die Burg und das Dorf Friedingen an die Gemeinde Radolfzell.
Der Hohentwieler Kommandant Widerholt zerstört die Burg, um zu unterbinden, dass die kaiserliche Seite dort einen militärischen Stützpunkt errichten kann.
Bis zum Juli 1674 war das Schloss Friedingen größtenteils zerstört und der anliegende Weinberg verwahrlost und verwüstet. 1651 beschließt der Rat der Stadt Radolfzell, zur Unterkunft eines Rebknechtes wieder eine Behausung und einen Stall aufzubauen.
Der 50m tiefe Brunnen der Burg liefert nicht immer genug Wasser. Die Stadt Radolfzell lässt deshalb unterhalb des Hofes einen neuen Brunnen graben. Es wird jedoch kein Wasser sondern Steinkohle gefunden. Ein Gutachten stellt fest, dass sich der Abbau der Kohle aber nicht lohnt.
Am 27. Juli startet der Versuch, den Brunnen im Schlosshof zu reinigen. Dabei wird der 28-jährige Konrad Mayer mit einem Seil in die Tiefe gelassen. Aufgrund des Sauerstoffmangels erstickt er und kann nur noch mit viel Mühe tot geborgen werden.
Auf dem Schlosshof wird für den Preis von 1.810 Mark eine Pumpe installiert, die 40 Liter Wasser pro Minute aus einer Tiefe von 60 Metern heben kann. Sie wird durch ein pferdegetriebenes Göpelwerk angetrieben. Dieses Pumpwerk war bis 1928 in Betrieb, ehe der damalige Pächter einen Anschluss an die Wasserleitung in Friedingen herstellen ließ.
Der Schlossberg wird bei Wanderern immer beliebter, weshalb der letzte Rebmann Michael Strecker das Projekt einer Wirtschaft innerhalb des historischen Gebäudes verwirklicht. Die Bewirtung wird nach dem Abzug des Rebmanns 1915 eingestellt.
Der Fabrikant Dr. Hans Curtius pachtet das Friedinger Schlössle und den Schlosshof und lässt die Gebäude renovieren.
In den Jahren 1927 bis 1928 wird das Friedinger Schlössle an das elektrische Stromnetz angeschlossen. Der Anschluss an die Friedinger Wasserleitung erfolgt erst 1975.
Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges dient die Gebäude auf der Burg Friedingen dem Rebmann und dessen Familie. Sie betreuten die Rebflächen und sicherten ihren Unterhalt mit dem Betrieb einer Landwirtschaft. 1929 wir der Betrieb des Rebbaus eingestellt.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges dient die Burg einer kleinen Sondereinheit der Waffen-SS als Stützpunkt. Im Mai 1945 zerstörten die französischen Besatzungssoldaten große Teile des Inventars.
Nachdem die Burg notdürftig wiederhergerichtet wurde, dient sie von 1946 bis 1950 der Witwe des 1944 hingerichteten Widerstandskämpfers Hans Bernd von Haeften und deren Kindern als Wohnung.
Ab 1951 stand das Friedinger Schlössle leer, wurde 1957 unter Denkmalschutz gestellt und 1960, nach Ablauf des Pachtvertrags mit Dr. Curtius, von der Stadt Radolfzell wieder in ihre Obhut genommen. Die Radolfzeller Stadtverwaltung ließ in den Folgejahren Instandsetzungsarbeiten durchführen und machte danach das Friedinger Schlössle der Öffentlichkeit zugänglich.
Seit 1962 kümmern sich wechselnde Burgverwalter um das leibliche Wohl der Besucher des Friedinger Schlössle. Gegenwärtig werden mehrmals pro Jahr Veranstaltungen angeboten.
Damals wie heute müssen Besucher des Friedinger Schlössles den dunklen Wald des Schlossbergs durchqueren. Insbesondere bei Nacht bietet dies Interpretationen für vielfältige Sichtungen und Erzählungen von Verfolgungen durch Dämonen und Hexen. Zur Fasnacht im Jahre 1951 zogen fünf junge Männer mit Hexenmasken, bunten Kleidern und Besen aus Reisig durch die Friedinger Straßen und legten damit den Grundstein für eine der ersten Hexengruppen. Heute ist diese Gruppierung Bestandteil des Narrenvereins Kä-Stock Friedingen.
Literaturnachweise
Friedingen – Aus der Geschichte eines Hegaudorfes
von Gustav Graf, erschienen 1911
Neuere Geschichte von Friedingen
(19. u. 20. Jahrhundert)
von Alfred Hubenschmid, erschienen 1986
Neuere Geschichte von Friedingen
(19. u. 20. Jahrhundert) Nachtrag
von Alfred Hubenschmid, erschienen 1987
Kumm etz gommer z´lieht – Beiträge zur Friedinger Geschichte
Hohentwiel Verlag, erschienen 1990
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